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Ein neues Zuhause
Es ist soweit. Wir suchen unser erstes eigenes Sharehaus. Ein neues Zuhause für Familien in Berlin.
Ein paar Meter unter der Oberfläche des Meeres saß ich mit den Langusten in einer Höhle. Wir hatten unseren Panzer, unsere starke braune Hülle abgeworfen. Die Wellen krachten gegen die Felsen über uns, die Algen schwankten hin und her, und die Sonne des Südens ließ ihre Lichtsscherben ins Meer fallen. Wir waren nackt.
Während kleine Blasen aus meinem Mund an die Oberfläche stiegen, dachte ich an die Gemeinschaft, in der wir gelebt und das Projekt, das wir lieben und schätzen und geleitet hatten. Und dass wir übergeben und verlassen wie geplant. Das Sharehaus Refugio fehlte mir.
Krebse wandern um die Welt, als Babys schweben sie durch die Ozeane, bevor sie zu ihrer Heimat zurückkehren. Und so schwebten wir jahrelang durch Zeit und Raum, Nomaden auf der Suche nach einem tieferen Leben, immer reich, immer neugierig, und jetzt fühlte ich mich plötzlich nackt. Langusten werfen ihren Panzer ab, um wachsen zu können. Vielleicht war es das, dachte ich in meiner Höhle, meinem Hirn. Ein Freund auf Reisen hatte uns seine Wohnung überlassen, und wir spazierten durch unsere neue Nachbarschaft.
Wenn es hart wird, kehre zurück zu deiner ersten Liebe. Halte an und höre. Bleib stehen und fühle. Halte inne und erinnere dich, was dich einmal begeistert hat an deinem Job, deinen Beziehungen, an den Orte, an denen du lebts, den Begegnungen, die du hast. Erinnere dich wie die Juden, wieder-lebe es. Erfahre es neu.
Als der Traum eines Sharehauses in Elke und mir in Südafrika wuchs, sehnten wir uns nach mehr Gemeinschaft. Wir hatten erstaunliche neue Freunde, die wirklich mit uns wie Familie teilten. Da war eine neue spirituelle und kreative Tiefe in Gemeinschaft. Was, wenn dieses reiche Teilen ein Haus hatte, wo alle in ihrer Gebrochenheit willkommen sind? Ein Sharehaus. Ein Ort der Wiederherstellung, des Aufblühens, für uns und andere. (Das englische redemption sagt es besser)
Unsere kleinen Langustenträume wurden wahr. Aber redemption, die Wiederherstellung und Erlösung, kann harte Arbeit sein. Drei Jahren hatten wir für dieses Haus der Hoffnung vorbereitet und dafür geschuftet mit der Stadtmission. Unsere Ehe ging fast dabei drauf, weil ich kaum zu Hause war. Im Refugio musste Elke mich mit 40 anderen Familienmitgliedern teilen. Aber wir fanden dadurch eine neue Einheit zusammen. Auch in der Gemeinschaft krachte es, und manchmal sah es nach religiösen oder kulturellen Konflikten aus, dabei waren es einfach die Sorgen von Menschen, die aufblühen und endlich frei leben wollten.
Erlösung, wozu? Ich glaube aus allem Schmerz, Zerstörtem und unserer Zerbrochenheit kann neues Leben wachsen, nicht trotzdem, sondern weil wir so zerbrochen sind. Redemption, Erlösung, kann sich zuerst wie der Tod fühlen. 40 Ankommer und Einheimische waren wie Samen in den neuen Boden des Sharehaus Refugio in Berlin gepflanzt worden. Ihre Heimatgärten in Syrien, Somalia, Türkei, Palästina, Kroatien oder Afghanistan verkümmmerten, andere pflanzten sich an, die sich einfach nach einem Haus und einer Familie sehnten. Sogar Elke und ich fühlten uns entwurzelt, als wir in ein Haus dunkel und leer und muffig wie Erde zogen.
Das Sharehaus Refugio als Garten. Hier wurde das Geheimnis der Auferstehung sichtbar. Wir pflanzten unser Leben in neuen Boden, wir wässterten, aber Gott liess uns wachsen. Wir waren ein wilde Mischung unterschiedlichster Menschen, voller Lachen, voller Tränen. Und die DNA in unseren Leben wurde langsam zu einem größeren Leben erweckt. Wir spürten sie Im Sharehaus Refugio, die Auferstehung.
Jedes Sharehaus ist für mich ein Garten, in dem jede Pflanze Platz hat und aufblühen kann, ein Garten reich durch seine Vielfalt. Ein Sharehaus muss immer ein Ort sein der kreativen Ruhe, ein geschützter Garten. Die Welt ist hart und wir werden leicht beschädigt, während wir alle von dieser Ruhe träumen, diesem Ort, an dem wir wirklich sein können. Und jetzt hatte uns die Strömung weggetragen in ein neues Wachstum. Und zurück zum Ursprung.
Erlösung ist eine Wiederherstellung zum schönen Ursprung. Wir müssen immer wieder zu unserer ersten Liebe zurückkehren. Erlösung, redemption, bewegt sich wie in einer Spirale. Wir kehren zu unserem Ursprung zurück, nur höher, reifer. Und zu oft ist es ein Verlust, ein Bruch, der uns losreisst und uns zurückwirft in die wirbelnde Strömung des Lebens, wo wir uns nackt fühlen und wachsen können.
Als Elke und ich im Mai auszogen, war das 6. Refugibaby auf dem Weg. Beim Hausdinner werden die Babys herumgereicht und von der Gemeinschaft gehalten. Achmed, der Erstgeborene des Refugios sieht aus wie ein lachender Wrestler. Karim hat den Frieden und das Lächeln eines Engels. Hassan schaut in die Welt mit großen Augen wie ein Prophet, und Elias ist sehr ruhig und weise wie eine alte Seele. Und all sind in einen völlig neuen Garten geboren worden, in ein neues Zuhause und Leben.
Unser Wiederfinden, unsere Erlösung, ist oft harte Arbeit. Ich denke an Malakeh und Mohammed, die seltene, traditionellen Gerichte für andere Syrer kochen, damit sie sich zu Hause fühlen. Oder Ajmal und Catherine, die afghanische Familien aus den Flüchtlingsheimen einladen, für sie kochen und Geschichten in Farsi teilen, damit sie sich zu Hause fühlen können. Oder Fatuma aus Somalia, der nicht aufgibt Flüchtlinge zu besuchen und zu ermutigen, die immer noch in ländlichen Lagern stecken und isoliert sind. Oder Zora, die gelernt hat um Hilfe zu bitten, wenn sie im Rollstuhl unterwegs ist. Ein Sharehaus ist ein Ort der Beziehungen.
Ich erinnere mich noch wie wir kaum in unserem Refugio-Büro arbeiten konnten, weil alle aus dem Haus gern vorbeikamen um zu reden, ein Problem zu lösen, eine Geschichte zu erzählen, uns zum Lachen zu bringen. Ich habe oft von einem Büro geträumt, wo wir Zeit für diese echte und schöne Arbeit der Gemeinschaft haben.
Kurz bevor wir auszogen, hörte ich meinen polnischen Freund in der Küche lachen. Er ist sehr konservativ und eher gegen Einwanderer, aber er liebt es mit seinen neuen syrischen, deutschen und somalischen Freunden zu radebrechen, seine eingelegten Pilze zu teilen und somalische Gemüse mit Okra zu essen. Er liebt seine Refugio und die neue Gemeinschaft. Erlösung, redemption, ist auch eine Rückkehr zur ursprünglichen Schönheit.
Ein Sharehaus ist für mich immer ein Ort der Schönheit. Schönheit ist ein sicheres Zeichen der, dass wir unseren Ursprung, unseres inneres Original leben können. Jeden Tag traf ich und sprach mit schönen Leuten im Sharehaus Refugio. Jeden Tag erlebte ich etwas Schönes, auch in den Krisen. Schönheit ist tiefe Resonanz mit dem, wer wir wirklich sind. Ob wir Seetang sind, Hai oder Langusten. Wir wurdest schön geschaffen und sollen Schönheit in die Welt bringen.
Alle Schönheit hat ihren Ursprung in der Liebe. Und in demütiger Gebrochenheit. Im alten und quietschenden Aufzug des Refugios hatte ich Pauls Worte über die Liebe an die Korinther an die Wände geschrieben. Meine Buchstaben waren grob mit einem Pinsel geschrieben worden. Drew schrieb kunstvoll die englische Version in Rosa zwischen meinen Zeilen. Und eines Tages webt jemand vielleicht die arabische Version in hellgrün ein.
Alles scheint sich im Kreis zu bewegen. Für die Israeliten gab es eine Regel. Als Vertriebene bekamen sie ein neues Zuhause, jede Familie bekam Land, alle waren gleich reich beschenkt. Alle 49 Jahre musste dieser ursprüngliche Gleichheitszustand wiederhergestellt werden, denn einige hatten alles verloren, andere waren Sklaven geworden, aber alle 49 Jahre gab es Erlösung. Alle durften zu ihrem ursprünglichen Reichtum zurückkehren, alle Fehler, alles Scheitern, war aufgehoben und vergeben. Davon sprach Jesus vor seinem Tod. Wir müssen alle erlöst werden.
Das Sharehaus Refugio hatten wir mit guten Partnern aufgebaut, und wir gehen reich an neuen Freundschaften. Als wir das Refugio verliessen, war das Sharehaus zu einem Netzwerk und einem schönen Kollektiv durch Erfolge und Scheitern gewachsen.
Ein Sharehaus ist ein Ort der Tiefe. Als Sharehaus Refugio Familie hatten wir lange Gespräche über Gemeinschaft, Frieden und Respekt. Wir diskutierten über Werte und Ethik zusammen, wir teilten persönliche Geschichten, wir arbeiteten und aßen zusammen und umarmten uns in guten und schlechten Zeiten. Es gab immer Schönheit und Kunst und es ist noch lange nicht zu Ende. Im Refugio habe ich eine neue Tiefe des Lebens gelernt. Neue Samen für einen noch reicheren Garten geerntet.
Jetzt suchen wir unser erstes Sharehaus für Familien in Berlin. Ein gutes Zuhause für die wenigen Refugio-Familien, die noch in einem Einzelzimmer wohnen. Ein Zuhause für Freunde und Familie, so wie es von Anfang an geplant war. Und diesmal wird das Sharehaus ein kreatives Büro haben, einen Raum für Work In Progress, wie Elke es nennt, einen Laden oder Workshop, der für alle offen ist.
Ein Sharehaus ist immer ein work in progress, ein Ort der goldenen Erlösung in aller Gebrochenheit, ein Haus, in dem die Kunst der Gemeinschaft gelebt werden kann.
A new home
Finally, we are looking for our first own Sharehaus in Berlin, a Sharehaus for families!
A few meters below the surface of the sea I sat with other crayfish in a cave. We had shed our protection, our strong brown armour. The waves crashed against the rocks above us, the seaweeds waved back and forth and the southern sun dropped shards of light into the sea. We were naked.
While small bubbles from my mouth rose to the surface I thought of our community we lived in, a project we love and cherish and that we parented and built with the city mission. And that we had left and handed over as planned. I missed our Sharehaus Refugio.
Crayfish migrate around the world, as babies they float through the oceans before they return to their home. And so did we for years floating through time and space, nomads in search of a deeper life, always rich, always wondering, and now we were naked again. Crayfish shed their shell to be able to grow. Maybe it was that, I thought in my cave of my mind. We had moved to a friends flat who is traveling and Elke and me walked through a new neighbourhood in Berlin.
When in trouble, return to your first love. Stop and listen. Stop and feel. Stop and remember what once made you excited about your job, your relationship, the place you live in, the encounters you have. And remember it the Jewish way, re-live it.
When the dream of a Sharehaus grew in Elke and me in South Africa, we longed for more community. We had amazing new friends, who really shared with us like family. The was a new spiritual and creative depth in community. What if this rich sharing had a home where all are welcome in their brokenness? A Sharehaus. A place of redemption, for us and others.
Our little crayfish dreams came true. But redemption can be hard work. For over 3 years we were in the trenches preparing and building this house of hope. We almost lost our marriage because I was hardly home. And at the Refugio Elke had to share me with 40 other family members. But we found new unity. And we had fights in the community that looked like religious or cultural conflicts, but were simply human and just needed redemption.
Why redemption? I believe out of all pain, destruction and loss, new life can arise not despite but because of our brokeness. Broken soil is fertile. So redemption can feel like death at first. 40 newcomer and locals had been planted like seeds in new soil at the Sharehaus Refugio in Berlin. Their home gardens in Syria, Somalia, Turkey, Palestine, Croatia or Afghanistan lay waste, we all longed for a now home and a family. Even Elke and me felt displaced moving into a house dark and void and smelly like soil.
Then, the Sharehaus Refugio as a garden unveiled the everlasting mystery of resurrection again. We planted our lives in new soil, we watered them, God made us grow. A wild mix of displaced people, full of laughter, full of tears. Our DNA was slowly awakened to a greater life. We felt the resurrection.
Every Sharehaus is a garden where every plant benefits, rich by diversity. A Sharehaus is a place of creative rest, a protected space to open up and blossom. The world is rough and we get easily damaged while we all dream of this rest, a place where we can truly be. And now we are returnung to where we began.
Redemption is a restoring to a beautiful origin. We need to return to our first love, again and again. Redemption works in circles. You return to your origin, just higher up. And too often a loss, failure or simple growth throws us back into the swirling current of life, where we feel naked and and can grow.
When Elke and me moved out now in May the 6th baby was on the way. New life. At a house dinner I watched how the babies were passed around and held by the community. Achmed, the firstborn of the Refugio looked like a laughing wrestler. Karim had the peace and smile of an angel. Hassan was looking into the world with big eyes like a prophet, and Elias was very calm and wise like an old soul. All born into a completely new garden, into a new home and life.
Redemption is often hard work. I am thinking of Malakeh and Mohammed, who are cooking the most delicate traditional dishes for Syrians to make them feel home. Or Ajmal and Catherine, who are blessing Afghani families from refugee shelters with evenings of traditional food and sharing stories in Farsi. Or Fatuma from Somalia, who is not giving up encouraging the refugees still stuck and isolated in rural camps. Or Zora, who learned to ask for help when she is on her way in a wheelchair. Oh yes, a Sharehaus is about relationships.
I remember how we hardly could work at our Refugio office as everybody from the house liked to pop in and chat and get a problem solved, tell a story, make us laugh. I often dreamt of an office where we have time for the real and joyful work of community.
Just before we left I heard my Polish friend laughing in the kitchen. He is very conservative and not in favour of immigrants, but he loves spending time with his new Syrian, German and Somali friends, sharing his pickled mushrooms and adding Somali veggies with Okra. He loves his Refugio community. Redemption is also a returning to original beauty.
A Sharehaus is a place of beauty. Beauty is a sure sign of true redemption. Everyday I met and spoke with beautiful people at the Sharehaus Refugio. Everyday I experienced something beautiful, even in a crisis. Beauty is a deep resonance with our origin and our purpose. Whether you are a seaweed, a shark, a crayfish, you were made beautiful, and your purpose is to display beauty.
All beauty has its origin in love. And in humble brokenness. Drew added to my art work in the old and squeaky elevator where I had written Pauls words about love from Corinthians 13. My letters in German that covered the walls were roughly painted. He artfully wrote the English version in pink in between my lines. And one day maybe someone adds an Arabic version in light green.
Everything seems to move in circles. For the Israelites there was a rule. As displaced people they were given a new home, each family got land, all were equally blessed. And all 49 years this original state of equality had to be restored. Some had lost everything, others had become slaves, but every 49 years there was redemption. All had to return to their original riches. All mistakes, all failure was forgiven. A reference Jesus made before his death and resurrection. We all need to be redeemed.
We had built the Sharehaus Refugio with good partners, and we were enriched by great friendships and grew as a collective through failures and successes.
Sitting in my cave, naked and bubbling, I know they were the right partners to built this dream with. When we left, our Sharehaus had grown to a big network and an amazing collective. Return to your first love.
A Sharehaus is about depth. As a Refugio family we had long talks about community, peace and respect. We discussed values and ethics together, we shared personal stories, we worked and ate together and hugged in good and bad times. There was always beauty and art. And it continues. I learned a new depth of life with this new family. And I could collect seeds for an even richer garden.
Now we are looking for our first Sharehaus for families in Berlin. A home for the some of the Refugio families still living in a single room. A home for friends and family. This as been our plan from the beginning. And this time the Sharehaus will come with a creative office, with a space for Work In Progress how Elke calls it, a storefront or a workshop, open to all.
A Sharehaus is always a work in progress, a place of golden redemption in brokenness, a space, where the art of community can be lived.
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