Alles neu macht der Mai

Gemeinschaft ist Arbeit, schöne Arbeit, das wusste schon Epikur. Wir haben das im Sharehaus gelernt. Dazu unser Podcast in der School of Love Berlin, und zur Einstimmung. Wir bewerben uns die Tage für ein Grundstück. Das Familien-Sharehaus Berlin kann beginnen!

Auf die Liebe! Elke und Sven

*Community is hard work! And worth it. Listen to our podcast in English as well!

 

 

Fragen an Regina

Interview.Header

Regina hat in Südafrika mit einfachsten Mitteln ein Community Projekt aufgebaut, das über die Jahre viel verändert hat, vor allem für Kinder und Familien. Zusammen haben wir ein Kunstfestival organisiert und uns für die von der Apardheit oft noch segregierten Dorfgemeinschaft von Stanford gekümmert. Von ihr haben wir viel gelernt beim Aufbau des Sharehauses, das in Südafrika entstand. Regina ist echt und geradlinig und sieht was ansteht. Das ist gut gerade weil vieles so kompliziert scheint, wenn es doch von Herzen einfach ist. Vor allem einfach zu lösen. Von und mit Regina, ihrer Familie und Community wollen wir noch viel lernen.

 

Regina, wofür bist du dankbar?

Ich bin dankbar für meine Familie und Freunde, die mich immer unterstützt haben.

Ich bin unendlich dankbar in Südafrika leben zu können. Es fühlt sich wie Heimat an.

 

Was bewegt dich gerade? Was beschäftigt dich?

Mich beschäftigt die Frage welcher Test zur Überprüfung der Entwicklung eines Kindes im Vorschulalter sich am besten eignet sich für meine Arbeit. Und wie ich sicherstelle, daß dieser Test ganzheitlich das Kind erfasst, damit ich in der relativ kurzen Zeit, die ich für jedes Kind zur Verfügung habe, dem Kind gerecht werde. Das macht mir wirklich grade Kopfschmerzen.

Was hast du in letzter Zeit gelernt, das wichtig war?

ZU stoppen, eine Pause einzulegen aber trotzdem wach zu bleiben.

 

Was hindert dich im Leben, oder sogar: woran verzweifelst du?

Was mich oft hindert ist Selbstzweifel und Dinge zu viel zu überdenken…

Was mich verzweifeln lässt ist wenn ich am Mülltag bei uns in der Strasse Menschen sehe, die sich durch den Müll wühlen, um etwas Essbares oder Brauchbares zu finden. Das tut mir weh …

 

Von wem hast du im Guten wie im Schlechten gelernt?

Von meinem Vater…

 

Was macht deinen Erfolg aus? (da wo du dich erfolgreich fühlst?

Ein offenes Herz und immer wieder einfach Dinge zu tun ohne vorher zu viel darüber nachzugrübeln….

 

Was willst du noch lernen oder was sind deine Fragen ans Leben?

Die Ruhe im Sturm zu bewahren …also auch in schwierigen Situationen nicht zu reagieren, sondern einfach mal anzuhalten und abzuwarten.

 

Was kannst du teilen von dir in einer Gemeinschaft?

Es fällt mir schwer Teil einer Gemeinschaft zu sein. Ich sehe mich als Einzelgänger und es fällt mir nicht leicht etwas von mir in einer Gemeinschaft zu teilen. Ich finde, was ich gerne teilen will, ist meine Freundschaft. Ich bin ein guter Freund.

 

Hast du das Gefühl, du kannst die Welt zum Guten verändern? Und wie?

Ja. Ich glaube wir alle können das. Einfach indem wir uns immer wieder dem Guten zuwenden. Radikal der Sonne entgegen und indem ich einfach ich selbst bin und das ganz ehrlich anderen zeige.

 

IMG-20170325-WA0007

 

Was ist Gemeinschaft für dich? Und sind da Menschen, die deine Gemeinschaft sind?

Meine Gemeinschaft sind meine Familie und meine Freunde. 

Gemeinschaft bedeutet für mich sich gegenseitig zu akzeptieren und das Zuhören und das Verstehen des Anderen zu kultivieren.

 

Was macht eine echte Gemeinschaft für dich aus?

Echte Gemeinschaft bedeutet für mich gemeinsam zu sein, sich gegenseitig stärken, zu respektieren und auch Raum für Individualität zu geben.

 

Was ist ein Sharehaus für dich ganz persönlich? Wie sähe es aus?

In meinem täglichen Leben sind zum Beispiel die Schulen, in denen ich arbeite, Sharehäuser. Da treffen sich all die Menschen, die sich um die Erziehung und Bildung von Kindern kümmern, jeder ganz anders und doch gemeinsam einem Ziel entgegen.

Meine Vision von einem Sharehaus ist das Menschen sich treffen, sich austauschen und über  Hautfarbe, Sprache, Kultur und Religion hinweg das Wesentliche teilen. Und das ist für mich einfach Mensch zu sein.

 

Ist da eine Vision für dein Leben, die du vielleicht sogar schon als Kind hattest?

AFRIKA

 

Was glaubst du über das sichtbare Leben hinaus? Was ist deine Spiritualität?

Ich glaube das Gott in mir und auch gleichzeitig um mich und in jedem Lebewesen ist.

Ich glaube auch, daß es mit Gott keine Regeln gibt, sondern dass es mehr um das SEIN geht.

 

Wofür bist du Gott gerade dankbar?

Das Gefühl der Liebe, das mich immer umgibt.

 

Die Liebe gewinnt am Ende, glaubst du das?

JA

 

Fragen an Tabea

Interview.Header

Tabea gehört zu denen, die mich und Elke inspirieren. Im Café im Sharehaus Refugio, in der Gemeinschaft, wir haben viele gute Gespräche, Gebete und Erkenntnisse gehabt zusammen und teilen immer noch viel. Sie ist eine Träumerin und Macherin. Eine gute Kombination.

Tabea hat das Talent Freude und Ruhe auszustrahlen und auch die Offenheit mit Staunen die Welt zu sehen, auch wenn sie selbst immer noch sucht. Und noch was: Glaubwürdigkeit, die hat sie. Kein Wunder, dass ihr Wort auf Facebook damals reichte, um aus Alex’ Speisung der Obdachlosen weltweite News zu machen: Der Flüchtling, der die Armen füttert. Solche guten Nachrichten zu teilen lieben Tabea und wir. Zeit für ein paar Fragen an die Visionärin des Alltags.

 

Tabea, wofür bist du dankbar?

Gesundheit, ein Land mit Frieden, Familie und Freunde, mich geliebt zu wissen von meinem Gott.

Was bewegt dich gerade? Was beschäftigt dich?

Suchend nach Visionen 🙂

Was hast du in letzter Zeit gelernt, das wichtig war?

– A u s h a l t e n und für sich und seine Werte einstehen- . Manchmal sind Dinge im Leben nicht einfach, Herausforderungen Formen und stärken die Persönlichkeit, das lerne ich schlussendlich aus anstrengenden Lebensphasen.

Was hindert dich im Leben, oder sogar: woran verzweifelst du?

Hindern tut mich eigentlich nichts, aber an Menschen verzweifel ich manchmal, wir sind so unfassbar komplizierte Wesen. Es gibt kein einheitliches Rezept für ein glückseliges Leben. Jeder hat eben seine individuelle Geschichte, das macht es manchmal kompliziert Menschen zu verstehen, denn ich glaube hinter jeder unverständlichen Aktion gibts ne tiefe Wurzel, die einen zu komischen Handlungen bewegt.

Von wem hast du im Guten wie im Schlechten gelernt?

Definitiv von meinen Eltern, wunderbare Menschen. Durch und Hoch und Tief, mit aufrichtiger ehrlicher Wertschätzung und Liebe.

Was macht deinen Erfolg aus? (da wo du dich erfolgreich fühlst?)

Puhhhhh, das weiß ich noch nicht, ich glaube ich hab mich noch nie wirklich erfolgreich gefühlt. Wann ist man erfolgreich?

Was willst du noch lernen oder was sind deine Fragen ans Leben?

Ich freu mich auf die nächsten Lebensphasen des Älterwerdens, ich frag mich wie sich mein Denken in zehn Jahren wieder verändert hat 🙂 

Gibts etwas, das du lernen willst?

Überall inneren Frieden finden! Das hört sich himmlisch an und falls man das lernen kann, ich glaube fast das es ein Geschenk ist.

Was kannst du teilen von dir in einer Gemeinschaft?

Mhhh, also ich hoffe Offenheit, ein offenes Ohr, Vertrauen, Toleranz und ne Brise Liebe.

Hast du das Gefühl, du kannst die Welt zum Guten verändern? Und wie?

Ich glaube, dass ich das nur durch den Jesus in mir kann, beten für offene Augen, damit ich die Menschen um mich herum wahrnehme, betend für ein Herz voll Liebe und Geduld, wie ich meinem nächsten und mir selbst begegne, betend für die richtigen Worte und Schritte, Tag für Tag. Vielleicht verändert das zumindest meine Umgebung 🙂

Was ist Gemeinschaft für dich? Und sind da Menschen, die deine Gemeinschaft sind?

Gemeinschaft ist für mich ein Ort wo Menschen sind, die einen kennen und die ich kenne, zumindest ein wenig, manche aber auch mehr.

Meine Gemeinde ist Gemeinschaft, der Ort wo ich lebe – das Refugio ist Gemeinschaft.

Aber auch mit meinen Freunden hab ich Gemeinschaft, sowie mit meiner Familie 🙂

Tabea

Was macht eine echte Gemeinschaft für dich aus?

Ehrlichkeit, vertrauen, Mut zur Schwäche, Offenheit, eine Gemeinsamkeit.

Was ist ein Sharehaus für dich ganz persönlich? Wie sähe es aus?

Ein Haus mit den unterschiedlichsten Menschen, aber die eben eins gemein haben, ein Ort wo man s e i n kann, wo man Leben, Freude, Ängste teilt. 

Ist da eine Vision für dein Leben, die du vielleicht sogar schon als Kind hattest?

Nein nicht das ich wüsste 🙂 

Was glaubst du über das sichtbare Leben hinaus? Was ist deine Spiritualität?

Die Dreieinigkeit in Gott den Vater, Jesus den Sohn und dem Heiligen Geist. Die größte und schönste Erkenntnis, die ich mit 19 Jahren nochmal hatte und die verändernd für mein ganzes Leben war.

Die Liebe gewinnt am Ende, glaubst du das?

Amen dazu!

Hast du das Gefühl, du kannst die Welt zum Guten verändern? Und wie?

Ich glaube, dass ich das nur durch den Jesus in mir kann, beten für offene Augen, damit ich die Menschen um mich herum wahrnehme, betend für ein Herz voll Liebe und Geduld, wie ich meinem nächsten und mir selbst begegne, betend für die richtigen Worte und Schritte, Tag für Tag. Vielleicht verändert das zumindest meine Umgebung 🙂

Was liebst du an Gott?

Das er mich in meiner Unperfektheit liebt, dass er jeden in seiner Unperfektheit liebt.

Ach da gibts so viel, eigentlich alles!

Identität

Forschung.blog

Identität. Ein ganz wichtiges Thema im Sharehaus, an dem wir arbeiten, vor allem nach Jahren der Erfahrung.

Das neue Jahr hat begonnen und so halb stehen wir zwischen dem was war, und dem, was wir hoffen. Wie Herr Kurz. Herr Kurz sitzt in seinem Zimmer mit nur einem Hut auf. Sein Freund Herr Lang kommt herein und fragt ihn. “Warum sitzt du denn mitten am Tag nackt in deinem Zimmer?”

“Ach”, sagt Herr Kurz, “ es kommt mich ja eh keiner besuchen.”

“Und warum dann der Hut?”

“Na, vielleicht kommt ja doch noch jemand!”

Alle Unentschiedenheit scheint aus unserer Identität zu kommen. Nur wer bin ich? Wer bin ich wirklich? Diese Frage hat mich immer schon beschäftigt, und war auch ein Grund das Sharehaus zu gründen. Wertschätzung, Gemeinschaft, Sinn suchen wir, und finden es so selten. Dabei sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht, scheint es.

Wer, was bin ich? Held, Versager, Ausländer, Liebender, Träumer, Freund, Kind? Bin ich ein echter Deutscher, heimatlose Perserin, von Geburt adelig, stolzes Arbeiterkind, verheiratet, schwul, hetero, exzentrisch, manisch-depressiv, doof, superschlau Akademiker, Autodidaktin, Tänzerin, Nomade? Oder sind das nur Äusserlichkeiten?

IMG_0810

Was könnten wir nicht Schönes anfangen, wenn wir uns nichts ständig selbst suchen müssten wie eine ständig verlegte Brille. Und wenn wir erst wüssten, was wir wirklich wollen! Hut, nicht Hut?

Theresa von Avila trug eine Kopfbedeckung, als Nonne. Die spanische Mystikerin war durchaus auf der Suche nach dem Selbst, nicht um sich zu finden, sondern all die Räume und Möglichkeiten, die Gott uns gegeben hat, sie nannte es Wohnungen der Inneren Burg. Wer sich verstehen lernt, kann auch in der Welt bestehen als göttliches Wesen. Ein Hinweis auf den inneren Reichtum, zu dem wir gleich kommen.

Zurück zur Suche. Wäre das das Paradies, wenn wir uns nicht mehr suchen müssten? Wenn wir wie Kinder sein dürften? Wen scherts, dass wir nackt sind! Der Philosoph Rousseau*, der unsere Moderne zutiefst geprägt hat, war Autodidakt und Romantiker: Er behauptete, daß jeder Mensch gut und nur von der Gesellschaft verdorben ist. In beidem steckt Wahrheit. Aber den von der Romantik erfundenen Edlen Wilden gibt es nicht. Auch unentdeckte Naturvölker sind grausam, und so sind oft unsere Gesellschaften. Trotzdem sind wir ursprünglich gut, und Gemeinschaft gehört zu unserer Identität. Was macht es denn dann so schwer in Frieden miteinander zu leben?

Die Hölle, das sind die Anderen, sagte Jean Paul Sartre. Insofern wäre alle Gesellschaft oder Gemeinschaft Hölle. Leben ist Leiden und wir sind dazu bestimmt es zu ertragen? Wirklich? Ja, andere Menschen sind oft schwer zu ertragen. Und so sind wir selbst es auch. Sind wir deswegen weniger wert?

IMG_0834

Wertschätzung. Jahrhunderte von moralischer Religiosität und Machtinteresse haben uns erzählt, wir sind nichts wert. Es hat gewirkt. Selbst heute noch fühlen sich selbst aufgeklärte, selbständige Menschen wertlos, schmutzig, nutzlos. Mächtige nutzen das. Wer auch immer Erlösung verkauft, muss erstmal mangelnden Selbstwert verkaufen. Manche Versprechen Arbeitsplätze, andere einen Himmel, oder noch ein Produkt, das glücklich macht.

Und doch ist da eine innere Stimme, die manchmal nur flüstert: Du bist schon wertvoll, gut genug. Mach was draus. Nur wer ermutigt uns? Wozu überhaupt Mut? Wozu überhaupt was tun? Ist nicht alles vorherbestimmt? Fatalisten gibt es häufiger als man denkt. In den Weltreligionen, aber auch politisch. Was kann ich schon ändern? Nie haben sie ihre wahre Freiheit begriffen.

Noch häufiger definieren Menschen sich über den Vergleich. Wir sind die Besten! Und unsere Nachbarn oder wer auch immer: die Schlimmsten! Nationalität, Kultur, Herrschaft, Geschlecht, Klasse will sich oft nur durch den brutalen Vergleich behaupten. Jeder Krieg beginnt so. Die anderen müssen lausig sein, damit wir großartig sind.

Wir leiden alle unter dem Problem, dass wir besser sein wollen als andere. Es ist eine Versuchung. Die gefühlte Bedrohung durch Geflüchtete ist eine Angst, selbst nicht gut genug zu sein. Wir haben, wir sind so wenig! Was wollen die hier!? Wären wir selbstbewusster, wir wären gastfreundlicher, und auch bestimmter in unseren Erwartungen an Einwanderer.

IMG_0849

Moment. Ist Identität vielleicht mehrere? In vielen Kulturen ist die Gemeinschaft Identität, der sich alle unterordnen. Das bietet Schutz, macht alle gleichwertig, verhindert aber manchmal schöne, herausragende Individualität durch Neid. Wir im Westen haben auch dieses gute wie schlechte Stammesdenken. Nationale, kulturelle, spirituelle Identität einer Gemeinschaft ist etwas sehr wichtiges, wenn sie sich nicht vergleichen muß. Deutsch sein ist gut, besser oder schlechter sein nicht. Fällt mir immer noch schwer das zu schreiben, weil gerne Deutsch zu sein tabu war in meiner Erziehung. Dabei ist es großartig. Gerade Ankommer haben mir das wieder beigebracht.

Also gibt es eine gemeinschaftliche und eine Individuelle Identität? Die Griechen entwickelten aus Individualität und Gemeinschaft die Demokratie. Anführer wurden gewählt, weil sie der Sache dienten und geeignet oder begabt waren. Alexander der Große war Gleicher unter Gleichen, aber durfte wegen seiner Begabung führen. Kaum hatten sie Babylon und Persien erobert, wollte er dass seine Kameraden sich vor ihm verbeugen. Sie haben ihn ausgelacht.

Die wilde und ehrliche Geschichte des Alten Testaments beschreibt etwas Ähnliches. Ein Volk auf der Suche nach Sinn, Heimat, Führung. Der Stamm, die Familie zählt, die Auserwählten sind die Nachkommen Abrahams. Im Übereifer wird der Rest wird oft weggefegt. Die Griechen hatten kaum Achtung für die Barbaren, die Israeliten für andere Völker. Gott wurde oft zum Ebenbild ihrer menschlichen Grausamkeit gemacht. Und doch offenbart sich im Narrativ immer wieder ein Gott der Schönheit und des Friedens, und an der Seite herausragenden Menschen. Und die sind oft keine Israeliten, sondern Aussenseiter wie Ruth. Nicht ihre Herkunft hebt sie hervor, sondern ihr Herz.

Das Herz zählt. Das fand ich auch im Sharehaus Refugio heraus. Egal wie bunt die Mischung. Glaube, Tradition, Herkunft sagten nach einer Weile sehr sehr wenig aus über einen Menschen. Man muss Äußerlichkeiten nur durch Vertrauen und echte Gemeinschaft überwinden.

Individuum. Gesellschaft. Gott. Wie Herr Kurz fühlen wir uns oft nackt, allein und doch behütet.

Was hat das mit Gott zu tun?

IMG_0450

Zur Identität gehört mehr als nur der Einzelne und eine Gemeinschaft. Die meisten Menschen auf dieser Welt begreifen sich als Teil einer göttlichen Schöpfung. Eigentlich abwegig zu glauben, wir wären die Klügsten, die Herrscher der Welt. Wir sind göttliche Geschöpfe, nicht Gott. Hier führt eine Spur zu unserer Identität, die weniger wahllos ist. Sie zeigt auf, daß wir lebende Kunstwerke sind.

Hier ist das Echo unserer Vermutungen. Wir sind Gemeinschaft, wir sind Individuen, wir sind Geschöpfe. Jeder von uns ist anders als andere, aber nichts Besseres. Wir sind kostbar, aber auch gebrochen. Wir sind wertvoll und doch frei das Falsche zu tun.

Prinz Buddha befreit sich aus der heilen Welt seines Königsschlosses und lernt durch Tod und Elend den Weg der Transzendenz, den Weg der Mitte. Wir sind bestimmt eins zu sein mit dem Göttlichen.

Jesus geht den entscheidenden Schritt weiter. Unsere Göttlichkeit bekommt eine Gestalt, ein Gesicht, sie wird persönlich. Alles wird umarmt, Gott wird der vergessene Mensch im Gefängnis, der Waise, Kranke. Nichts ist mehr ohne Würde, alles ist voller Konsequenz. Nichts und niemand ist vergessen, kein Mensch, keine Schöpfung. In Jesus begegnen wir Gott und einem Menschen. In ihm erkennen wir uns selbst, weil wir größer sind als unsere Gestalt in dieser Welt. Wir sind verantwortlich für diese Welt.

Schön die Geschichte von Jakob, der die ganze Nacht mit Gott ringt. Gott wundert sich und denkt, der ist aber stur. Und dann zeichnet und ehrt er ihn dafür. Jakob humpelt und ist gesegnet. (Genesis/1.Mose 32:22-32). Wir sind Beschädigte und Unendlich Geliebte. Das Ringen gehört dazu. Das Ringen mit Gott. Ein Gott, der größer ist als unsere Sandförmchen der Religionen und uns gerne überrascht. Denn nichts kann die Liebe wirklich aufhalten.

Du bist gut genug. Der Satz revolutioniert gerade unser Denken und Fühlen im Westen. Wo man hinsieht, überall Seminare, die einem das beibringen. Wir scheinen einen zivilisatorischen Sprung gemacht zu haben. Nach hartem Kapitalismus und arrogantem Atheismus ist da eine neue Öffnung für Spiritualität. Junge Menschen in Europa, im Westen, suchen nach Transzendenz, einem höheren Sinn. Und der ist nicht mehr Geld, Sex, Auto, Haus, Job, Familie. Identität ist tiefer. Höher. Weiter.

IMG_0817

Aber was ist Transzendenz? Ist nicht alles spirituell? Wenn wir Gottes Liebe spüren, zulassen würden, müssten wir wie ein Kind uns auch selbst wertschätzen und lieben können. Selbstliebe one Narzissmus, geht das?

Und wenn wir uns selbst lieben lernen in unserer Unperfektheit, können wir auch die unperfekten Anderen lieben lernen? Wir verändern die Welt, wenn wir Menschen wertschätzen. Es kann schon eine Geste, Zuhören, eine Umarmung, eine Einladung sein. Wir machen uns dieses Lieben oft viel zu kompliziert.

Lieben heisst sogar anders zu denken und zu sprechen. Über sich selbst und andere. Wir können nicht alles, aber wir haben unglaubliches Potential. Wie wir über uns und andere denken und sprechen formt unsere gemeinsame Wirklichkeit.

Sehen wir Gebrochenheit oder Potential? Unsere Kreativität, unsere Vorstellungskraft, unser Glaube an das Gute in uns und in Anderen ist eine oft vergessener Kraft unseres kreativen Potentials. **

Sich verlieren. Jetzt wird es seltsam. einerseits brauchen wir Disziplin das Gute zu denken und zu schaffen. Aber seltsamerweise müssen wir uns auch verlieren, wenn wir das Original in uns finden wollen. Für wahre Transzendenz muss das Ego sterben, damit ein gelassenes, erfülltes Ich und Wir leben kann.

Gott macht es vor. In Jesus wäscht er (oder sie) seinen Kindern die Füsse. Die Asketen wurden still in der Schöpfung, Mystiker schwebten in ekstatischer Verzückung. Musik, Tanz, Kunst, Liebe, Trauer, Freude. Wir wollen uns verlieren. Wer das ohne Drogen, Gewalt und Macht schafft, wer aus dem Moment schöpft, dem Reichtum des Seins, fühlt sich am Leben. Ist. Der Franziskanerpater Richard Rohr beschreibt das gut. In der Gegenwart liegt die Gegenwart Gottes. Der Moment, das Jetzt, hat eine unerwartete, göttliche Tiefe, in der man sich verlieren, in der man sein kann.

IMG_0476

Dienen. So viele Menschen sagen, sie haben Sinn gefunden für ihr Leben, wenn sie etwas Sinnvolles tun können. Lieben. Bei Mutter Theresa die Toten waschen. In der Suppenküche für die Obdachlosen kochen. Kinder aufziehen. Jemanden bedingungslos lieben. Wenn wir verliebt sind, suchen wir uns nicht. Wir gehen auf in der Liebe. In sofern ist Identität ein Weg, ein Handeln, eine Erfahrung. Die Menschen, die für die Geflüchteten in Zeiten der Not da waren und ihnen helfen konnten, sind für immer verändert. Und viele Ankommer leiden darunter, dass sie hier das Gefühl haben, nicht gebraucht zu werden. Wir wollen hilfreich sein. Es gehört zu unserer Identität.

Selbstaufgabe ist uns im Westen oft fremd, weil wir schon so beschäftig damit sind, uns zu finden. Wir leben mit vielen Missverständnissen. Was Glaube ist zum Beispiel. Glaube heisst nichts anderes als Vertrauen. Vertrauen, dass wir schön geschaffen, gut gemacht, wunderbar und fähig sind. Dass wir geliebt sind und dazu da zu lieben. Auch wenn die Welt uns etwas manchmal anderes erzählt.

Als Kinder haben wir noch oft dieses untrügliche Gefühl der überschäumenden Liebe. Wir erforschen, überschreiten alle Grenzen, freuen uns, wollen andere begeistern, sind wie Vogelschwärme, die an einem Frühlingsabend über Rom tanzen.

IMG_0731

Identität ist also vielschichtig. Wir finden uns nicht, wir sind. Unverwechselbares und kostbares Individuum, frei und fähig. Wir sind Teil einer Gemeinschaft, die uns fördert, der wir dienen. Und wir sind transzendenter Teil einer Einheit mit Gott, getragen und geliebt. Hier und jetzt. Sind wir? All das ist eine Entscheidung. Die Freiheit haben wir. Erwarten wir Besuch? Bleiben wir nackt? Setzen wir uns feierlich einen Hut auf?

Praktisch: Wie leben wir, was wir sind? Immer stärker wird uns und anderen klar, dass Gemeinschaft der Schlüssel ist. Zusammenleben, ob in einem Haus, einem Dorf. Gemeinschaft kann uns lehren geliebt, einzigartig und Teil von etwas Größerem zu sein. Darum glaube ich daß Sharehäuser als lernende Gemeinschaften so wichtig sind. Erkenntnis ist gut, Praxis ist besser, denn sie transzendiert.

Ist das alles wahr? Wenn ich auf meine innere Stimme höre, dann ja. Meine Erfahrung mit den Sharehäusern sagt auch: Ja! Wahrheit bringt Leben, sie lässt uns aufblühen, ist fruchtbar, bringt tiefe Freude, Dankbarkeit, Teilen, Wertschätzung, Geborgenheit, Leidenschaft, Sich reich fühlen. 

Wir sind. Wie bitte?

Wer sind wir? Was sind wir?

Wir sind geliebt. Damit fängt alles an.

 

IMG_0608

 

Bilder: Paros, Kykladen. Am 6. Januar wird in Griechenland die Taufe Jesu gefeiert. Bücher: * Sehr schön beschreibt Friedrich Sieburg Rousseau in seinem Buch Nicht ohne Liebe** Über die kreative Kraft des Glaubens schreibt Paul Yonggi Cho in The Fourth Dimension.

Fragen an Rama

Interview.Header

Rama is family. She is part of the Sharehaus Refugio community we started in 2015. She volunteered in Jordan in a refugee camp and then came to live in Germany in a small town in Brandenburg. Not easy for a single woman from Syria, but she made good friends. Rama and Elke were once portrayed as unusual friends in age, culture and beliefs, and now we feel its time to ask our friend a few more questions about her inspiring life. We are learning from Rama, because she sees the challenges of integration and learns to take the best from both sides. With woman like Rama German society will change to the better. She is an optimist, and a dedicated person truly caring for others. She is an ambassador for the Sharehaus idea.

Rama, what are you thankful for?

It’s really interesting question because in my room I have “gratitude wall” I wrote on it what I’m thankful for!

I’m thankful for being healthy, being positive having family and friends, having house and bed, on the top having God who’s taking care of me!

What is moving you right now, what’s on your mind?

Focusing on my future and making a plan for 2018.

What did you recently that was important?

Starting to speak only German obwohl mein Deutsch nicht so gut ist 😹

What is hindering you life right now, what is in the way?

There is no perfect life, there will be always difficulties. Maybe I miss feeling stable in one place with no fears having to start over and over again in other places!

From who did you learn in good or bad?

From everyone I’ve got something or I learned something and to be honest the definition of “bad and good” is a variable. Not easy to answer!

What do you think is the key to your success? Or where do feel successful?

The key of success is to believe in myself. I can reach everyone’s heart if and if I want!

 

Screen Shot 2018-01-11 at 22.39.12.png

What do you still want to learn in the future?

I want to Improve skills in order to reach my goal! I want to be wiser and I want to know the purpose of my life , why the God created me, what is my role!

What is it you can share right now with others?

Everything and nothing!

What is true community for you? With whom?

Community is safe place with friends, close friends, and family.

How would your favourite Sharehaus look like for you personally?

Private home with people who care for each other!

What is your vision? Or what was your dream as a child already?

I always had a dream of being someone with a lot of potential to make everyone happy!

My dream came true one time in Jordan when I worked as a volunteer in charity organisation. I will do my best to work in those kind of jobs, where I can be helpful and give positive energy as much as I can!

Describe your spirituality

Free spirit, my spirit can fly 🙂

Will love always win in the end you think?

No, not necessarily!

What do you personally love about God?

When everyone turns their back on you, you will find God hugging you!

Fragen an Andreas

Interview.Header

Andreas gehört zu den Menschen, mit denen man begeistert das scheinbar Unmögliche möglich machen kann. Am besten bei einer Flasche südafrikanischem Wein. Seinem Enthusiasmus und seiner Vision verdanken wir, daß das Sharehaus in Deutschland aufgebaut und in kurzer Zeit mit dem Refugio berühmt werden konnte. Andreas liebt im Leben draussen und im Team zu arbeiten, und hat einen Blick für das Potential in Anderen. Und er ist noch lange nicht ausgelastet, was sein eigenes visionäres und kreatives Potential angeht. Noch ein Grund mehr ihn auszufragen.

Andreas, wofür bist du dankbar?

Für meine Frau Inis, deren Liebe ich jeden Tag neu genieße. Für Familie und Freunde – langjährige Weggefährten genauso wie Menschen, die erst kürzlich Teil meines Netzwerks geworden sind. Für Türen, die sich öffnen, ohne dass ich Entscheidendes dazutun konnte. Für keltische Spiritualität. Für Musik. Dafür, dass ich viele Reisen unternehmen konnte, besonders nach Irland und Iona, Neuseeland und ins südliche Afrika. Für das Meer. Für Steve Jobs (Think different!) und Nelson Mandela. Für alle Südafrikaner*innen, denen ich begegnet bin, die auch heute noch Mandelas Vision von der Regenbogennation im Herzen tragen.

Was bewegt dich gerade? Was beschäftigt dich?

In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten hat unsere Gesellschaft einen außerordentlichen Modernisierungsschub erlebt. Smarte Technologien haben unsere Lebensweise sehr grundlegend verändert. Durch meine Tätigkeit bei der Berliner Stadtmission habe ich tagtäglich mit Menschen zu tun, die an den Segnungen der Moderne nicht im ausreichenden Maße teilhaben. Sie fühlen sich nicht nur subjektiv abgehängt, sondern sind es faktisch auch. Warum sind die Ressourcen dieser Menschen für die Gesellschaft nicht bedeutsam?

Ich persönlich habe stets von Individualisierung und Pluralisierung profitiert, aber sehe die Gesellschaft als Ganze an einem kritischen Punkt angekommen, denn noch mehr ICH und noch weitergehende soziale Ausdifferenzierung wirkt schädlich. Wie viele andere frage ich danach, was unsere Gesellschaft eigentlich im Kern zusammenhält; wohin und wer sie zukünftig steuert. Komplexe Herausforderungen sind nicht durch die einfache Antworten oder rückwärtsgewandte Konzepte zu bewältigen. Mehr denn je müssen wir unser Handeln an nachhaltigen Zielen orientieren und Dialog über die Grenzen unserer unterschiedlichen Lebenswelten hinweg fördern.

Was hast du in letzter Zeit gelernt, das wichtig war?

Ich habe in letzter Zeit mehrfach die Grenzen von Intrapreneurship erfahren. Das war schmerzlich – für mich, für andere.

Was hindert dich im Leben, oder sogar: woran verzweifelst du?

Was nervt: Gefüllte statt erfüllte Zeit. Informations-Overflow. Schlechte Organisation, durch die man viel Energie an der falschen Stelle verliert. Macht ohne ausreichende Kontrolle. Populismus. Fremdbestimmung.

Hinderlich ist auch, wenn ich es durch allzu viel Betriebsamkeit verlerne in Kontakt mit den eigenen Leidenschaften zu sein. Für mich geht das einher mit einem Qualitätsverlust meiner Beziehung zu Gott (Erkenntnis aus einem Fast-Burnout vor rund 20 Jahren).

Es gibt in jedem von uns viel schlummerndes Potenzial. Man braucht aber genügend Achtsamkeit, um es zum Leben zu erwecken. Ich finde das Zitat von Rainer-Maria Rilke genial: „Du musst Dein Ändern leben“. So heißt auch ein Film über den Klunkerkranich in Neukölln. Ich habe immer wieder Phasen in meinem Leben gehabt, in denen ich gespürt habe, dass etwas Neues wächst. Immer die verbunden mit der bangen Frage: Wird das, was in Deinem Kopf arbeitet und Dein Herz umtreibt, wirklich das Tageslicht erblicken? Wird das Eis halten, auf das ich mich begeben will? – Für mich auch eine Frage des Gottvertrauens.

Von wem hast du im Guten wie im Schlechten gelernt?

Die Antwort auf diese Frage fällt mir am schwersten. Klar – man lernt immer, sowohl durch gute als auch durch schlechte Erfahrungen. Eine der diffizilsten Fragen in der Pädagogik ist: Wie kann man Resilienz lernen; also Widerstandsfähigkeit oder die Kompetenz konstruktiv mit den Widrigkeiten des Lebens und mit Misserfolgen umzugehen?

Manches kann man nicht direkt vermitteln oder erlernen, insbesondere Haltungen. Resilienz gehört dazu. Es ist leichter Faktoren zu benennen, die Resilienz fördern und begünstigen, und den Blick darauf zu lenken, was einem Kraft gibt. Dies führt letztlich zurück zur ersten Frage: Wofür kann ich danken?

Rückblickend habe ich am meisten gelernt, wenn ich auf Widerstände gestoßen und ihnen nicht ausgewichen bin. Hard times make you strong.

AS-Profilbild

Was macht deinen Erfolg aus? (oder das, wo du dich erfolgreich fühlst)

Wie entsteht Erfolg? Zunächst halte ich es für essentiell die eigenen Begabungen zu kennen. Wichtig ist aber auch, dass die Systeme so gestrickt sind, dass Stärken tatsächlich zum Zuge kommen können. Der ´Nährboden` muss stimmen.

Erfolg setzt klare Ziele voraus. Erfolg entsteht durch Entschlossenheit, Beharrlichkeit und Fokussierung auf die Ziele. Durch harte Arbeit – vielleicht. Auch eine gewisse Strukturiertheit schadet nicht. Aber ohne emotionale Intelligenz geht es nicht. Soll heißen: Das richtige Gespür haben. Teamplay, innere Verbundenheit mit Anderen. Auf das eigene Herz hören. Wie schon gesagt: In Kontakt sein mit der eigenen Leidenschaft.

Was willst du noch lernen oder was sind deine Fragen ans Leben?

Zunächst einmal ist es wichtig überhaupt lernen zu wollen. Wer nicht mehr lernen will, hat aufgehört zu leben. Fragen, die mich interessieren: Wie gehen wir mit Menschen um, die unsere liberale Moderne von innen oder außen zerstören wollen? Wie können Frieden und Versöhnung wachsen zwischen Gruppen, die sich feindlich gesinnt sind? Woran erkenne ich den richtigen Zeitpunkt die Verantwortung in andere Hände zu legen?

Was kannst du gerade teilen von dir und von dem was du hast?

Ich teile sowohl materielle (Geld) als auch immaterielle Dinge (Zeit, Ideen) mit Anderen.

Was macht eine echte Gemeinschaft für dich aus?

Ich habe bereits zwölf Jahre in einer christlichen Community im ländlichen Niedersachsen gelebt. Entscheidend für meine Wahl war Leben, Spiritualität und Arbeiten ganzheitlich miteinander verbinden zu können. Ich bin Idealist und arbeite gern und viel für das, was mir am Herzen liegt. Gleichzeitig brauche ich Zeitsouveränität. Eine Gemeinschaft ist dann für mich attraktiv, wenn sie mir beides bietet.

Gemeinschaft ist kein Selbstzweck, sondern braucht ein Ziel, für das sie sich einsetzt. Braucht eine Gemeinschaft einen charismatischen Leiter? Wenn Charisma bedeutet, über Grenzen hinweg, also visionär denken oder als Nachfolger eines Gründers eine bereits vorhandene Vision lebendig erhalten und weiterentwickeln zu können, dann ja.

Was ist ein Sharehaus für dich ganz persönlich? Wie sähe es aus?

Ich habe 2013 zum ersten Mal vom Sharehaus in Südafrika gelesen. Mich hat es von Anfang an immer an die erste christliche Gemeinde in Jerusalem erinnert, von der die Apostelgeschichte berichtet. Ihr Reichtum lag im Teilen. 2014 starteten wir das erste Sharehaus in Deutschland, in Kreuzberg. Du nanntest es „Werkstatt für himmlische Gesellschaft“. Es gibt für mich keine zutreffendere Beschreibung als genau das. Das Sharehaus ist gelebte Utopie, ein Experimentierfeld. Ein Labor für eine solidarische Gesellschaft. Im Sharehaus inspirieren und unterstützen sich die Menschen gegenseitig durch ihre vielfältigen Lebensgeschichten.

Ist da eine Vision für dein Leben, die du vielleicht sogar schon als Kind hattest?

Ich bin auf dem Land aufgewachsen und hatte eine schöne Kindheit, aber als Kind konnte ich über Berufswünsche wie Förster oder Busfahrer nicht hinausdenken. Da war also nichts Visionäres. Was geblieben ist, ist die Liebe zur Natur und meine Reise-Leidenschaft.

Für mich gibt es nicht die eine Vision, die ich beharrlich verfolge. Das Spektrum meiner Interessen ist recht vielschichtig. Ich kann mich für vieles begeistern. Ich bin ein initiativer, unternehmerischer Typ. Ich träume aktuell z.B. davon ein Gründerzentrum für kirchliche Startups aufzubauen.

Was glaubst du über das sichtbare Leben hinaus? Was ist deine Spiritualität?

Ich bin evangelisch getauft und konfirmiert, aber in meinem Elternhaus spielte der Glaube im Alltag keine Rolle. Mit 17 Jahren wurde überraschend mein Interesse am christlichen Glauben geweckt. Freunde schleppten mich in eine kirchliche Jugendgruppe mit. Ich begann die Bibel zu lesen, aber so kritisch hinterfragend, wie ich im Deutsch-Unterricht mit Literatur umzugehen gewohnt war. Irgendwann war ich frustriert, wollte den christlichen Glauben ad acta legen. Es änderte sich, als ich mich mit einem Mitglied der Gemeindeleitung immer freitags um 18.30 Uhr zum Beten im Büro seiner Tischlerei traf. Langsam kam ich dem Geheimnis des Glaubens auf die Spur und begriff: Wer sich nicht mit Haut und Haaren auf Jesus Christus einlässt, dem ist es nicht möglich über die vordergründige Wirklichkeit hinauszusehen. Ich will hier jetzt nicht in einen Predigtstil verfallen, aber ich lernte mit den Augen des Herzens zu sehen. Von da an machte ich Entdeckungen in der Bibel, die mir vorher verborgen geblieben waren. Glaube beginnt immer mit einer persönlichen Erfahrung. Wer sie noch nicht gemacht hat, dem werden Christen vermutlich immer ein wenig seltsam vorkommen.

Es gibt leider viele Christen, die verbringen ihr Leben in einer Art christlichem Paralleluniversum. Ihr soziales Netzwerk beschränkt sich auf Leute aus ihrer Gemeinde. Das konnte ich noch nie ab. Schon als Jugendlicher hatte das Nachtleben eine viel zu große Anziehungskraft auf mich. Eine Spiritualität ohne Zuwendung zur Welt, ohne echte Auseinandersetzung mit anderen Weltanschauungen ist für mich hohl. Ich habe immer sehr viel gelernt, weil ich mich nicht nur unter Gleichgesinnten aufgehalten habe und in andere Lebenswelten eingetaucht bin.

Die Liebe gewinnt am Ende, glaubst du das?

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Was liebst du an Gott?

Dass man ihm überall begegnen kann. Dass er an mich glaubt, trotz aller inneren Abgründe. Gott ist für mich: Heilsame Kraft. Unergründliche Tiefe. Bedingungslose Liebe. Gelassenheit und heilige Unruhe gleichzeitig. Quelle von Kreativität.

Ps. Hier die Apple Kampagne Think different von 1997 die mich immer noch inspiriert:

An alle, die anders denken:

Die Rebellen,

die Idealisten,

die Visionäre,

die Querdenker,

die, die sich in kein Schema pressen lassen,

die, die Dinge anders sehen.

Sie beugen sich keinen Regeln,

und sie haben keinen Respekt vor dem Status Quo.

Wir können sie zitieren, ihnen widersprechen, sie bewundern oder ablehnen.

Das einzige, was wir nicht können, ist sie zu ignorieren,

weil sie Dinge verändern,

weil sie die Menschheit weiterbringen.

Und während einige sie für verrückt halten,

sehen wir in ihnen Genies.

Denn die, die verrückt genug sind zu denken,

sie könnten die Welt verändern,

sind die, die es tun.

Fragen lernen

Forschung.blog

Die richtigen Fragen stellen.  

Echte Neugier und kindliches Staunen gehören zum Leben, kluges Hinterfragen und ehrliches Ringen auch. Oft verlernt, werden sie wichtig in unserer Serie im Sharehaus-Lab, in der wir Interviews bringen mit inspirierenden Menschen und von unserem Forschen nach lebendiger Gemeinschaft erzählen. Und all das so, dass es auch praktisch angewandt werden kann. (Alles Neue rund um Sharehäuser in unserem Newsletter). Hier beginnt der neue Blog des Sharehaus-Labs.

Forschung 1

ethik & werte

Was treibt uns an, welche Werte haben wir, und wie wichtig sind eine gemeinsame Ethik und gemeinsame Werte?

Wir glauben, wir haben als Kultur, als Land, als Gesellschaft eine gemeinsame Ethik, wir teilen Werte. Aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir das nur glauben. Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten, weil Nationalisten die Demokratie untergraben, Präsidenten lügen und Radikale neue Werte definieren.

Wir lebt man zusammen? Unsere verschiedenen Sharehäuser haben einen Reichtum an Erfahrung gebracht, manche lustig wie die im Refugio, als wir basisdemokratische Abstimmungen, Soziokratie, testeten, bis einer der Ankommer entnervt sagte: “Ich will strenge Regeln und Strafen! Ich will nicht Rumreden!” Wenn ich entwurzelt und geflüchtet wäre, würde mich auch nicht gerne stundenlang treffen, weil die Gemeinschaftsküche immer dreckig ist. Klare und oft strikte Hierarchien sind oft nötiger für Gemeinschaften als ich dachte. Vor allem je bunter, desto weniger sollte alles zusammen entschieden werden. Hausbesetzer aus den 80er und 90er Jahren wissen was ich meine.

Gleichzeitig war ich überrascht über die tiefe Ehrfurcht gegenüber dem Leben, die wir lebten, weil der bunte Haufen aus Studenten, Ankommern, Deutschen, Unruhigen, Stillen, Lauten, Muslimen, Christen, Atheisten, Buddhisten und vielem mehr, ein Staunen verlangte. Eine Ehrfurcht vor dem Leben der Anderen. Die kam vor allem von den Ankommern. Wenn man alles verliert, wird das Leben ungemein kostbar. Und wenn man ganz neu irgendwo anfangen will, ist man echt neugierig, weil man die neuen Regeln, die ganze Kultur lernen muß.

Unsere Freunde aus Syrien, Afghanistan oder Somalia haben oft gelacht über unser seltsames Verhalten in Deutschland. Wenn wir uns in den Finger schneiden, schreien wir nicht oder selten. Essen bieten wir auch auch nur einmal und nicht viermal, und manchmal sagen wir einfach Nein, obwohl es unhöflich ist.  Überhaupt, wir sind ein sehr privates, selbstbewusstes, manchmal selbstbezogenes, etwas obrigkeitshöriges und jammeriges Volk, inklusive aller Einwanderergenerationen.

Aber die Bewunderung der Ankommer ist echt, weil wir im Frieden leben, wir für Ordnung sorgen und es so was wie Recht gibt. Nur die Brücke zu echten interkulturellen Freundschaft ist schwer zu bauen. Überhaupt: Gemeinschaft braucht viel Kraft, Leben, Konflikt, inneres Wachsen, Übung. Viele Ankommer sind ratlos wie sie bei uns ankommen können, weil wir über viele Themen nicht so gerne sprechen, über Gott, Familie, Tradition. Dabei fällt ihnen das auch schwer. Wenn wir wie im Refugio begonnen, aber dann doch darüber sprechen, sind die Verbindungen, die Beziehungen tief.

Wir sind auf Paros im Haus eines Freundes. Blick aufs Meer, der Wind weht stark im Winter. Beim Stöbern finde ich Albert Schweitzers “Aus meinem Leben und Denken” und lese fasziniert, was er selbst schreibt. Albert Schweitzer (1875-1965) war ein Universalist, einer der eine riesige Neugier aufs Leben hatte. Er war ein Freidenker, Autor, lehrte Theologie, spielte Orgel und half dabei Bach neuzuentdecken, und studierte nochmal, um als Arzt in Afrika eine Krankenstation aufzubauen.

Fasziniert wie ein großes Kind betrachtete er den Mensch und die Welt und als der erste Weltkrieg ausbrach, begriff er, wie eine so hochentwickelte Kultur so barbarisch werden konnte. Ihm war schon davor unwohl geworden, weil der Fortschritt und die Errungenschaften der europäischen Zivilisation ohne tiefere Ethik waren. Ich übernehme hier mal seine Erkenntnisse für die Gemeinschaft, die das Fundament einer jeden Gesellschaft ist. Schweitzer über Kultur:

“Als die Wesentliche der Kultur ist die ethische Vollendung der Einzelnen und der Gesellschaft anzusehen … Welcher Art aber ist die Weltanschauung, in der universelle und der ethische Fortschrittswille miteinander begründet und miteinander verbunden sind? Sie besteht in der ethischer Welt- und Lebensbejahung.” 

Welt- und Lebensbejahung. Natürlich! Na klar! Was sonst bitte schön? Aber so normal ist sie gar nicht. Wir Menschen leben mit der Entrückung, im Guten wie im Schlechten. Islamisten bringen anderen den Tod, damit sie im Jenseits reich sind. Die Christen des Mittelalter waren mystisch und oft weltfremd, und viele Buddhisten oder Hinduisten praktizieren bis heute Lebensverneinung. Die heiligen Sadhus versagen sich dem Leben, um höher, über dieses Leben hinaus zu gelangen. Die Nazis klauten davon und faselten von der Schönheit der Ruinen ihres Tausendjährigen Reichs und der Endlösung. Nazis heute träumen ebenso von einer mythischen Reinheit durch Ehre und Tod.

In irgendeiner Form leben wir alle Eskapismus,  wir wollen der Welt entkommen durch Drogen, Extremsport, Sex, Geld, Ruhm, Ekstase, Erfolg, die einsame Insel. Die Sehnsucht danach ist richtig. Entrückung in der Meditation ist gut, um sich zu erden im Göttlichen, um den Frieden zu erlangen friedlich in dieser gebrochenen Welt zu leben. Entrückung ist schön in der Kunst, im Tanz, im Freuen, aber um zu leben, im hier und jetzt, und um diese Welt hier reicher zu machen.

Bei uns in Europa brachte die Renaissance wieder die Welt- und Lebensbejahung, die auch Jesus lehrte, im Hier und Jetzt handeln und Gutes tun, für Gerechtigkeit sorgen, für den Frieden aller Menschen. Jesus war radikal, weil er die Ehrfurcht vor jedem Menschen lehrte, gerade für die Verlorenen, die Kranken, Waisen, Witwen und Gefangenen. Im Grunde lehrte er anti-karmisch. Das Leben jetzt ist nicht eine Belohnung oder Strafe deines vorigen, sondern jeder Menschen Leben ist unendlich kostbar. Jetzt, hier und ohne Ausnahme. Das war Mahatma Gandhis Renaissance für Indien.

Die welt- und lebensbejahende Zivilisation der Generation Albert Schweitzers stürzte in den ersten Weltkrieg, der eine noch nie gekannte Menschenverachtung brachte und eine ganze Generation als Kanonenfutter verheizte. Sogar heute sehen wir uns wieder Nationalisten, Holocaustverleugner, Radikalen und Autokraten gegenüber in unserer eigenen Kultur, wo wir doch dachten: Nie wieder.

Gesellschaft, also Gemeinschaft, ist harte Arbeit. Die Syrer, die ich kennenlernte, kamen aus einem Land, dessen Krieg und Gräueltaten Hitler in den Schatten stellen, sagen sie. Und die dann aber wieder eine tiefe Ehrfucht vor dem Leben hatten. Vielleicht gerade deswegen.

Die Ehrfurcht vor dem Leben, von Goethe entliehen, war für Schweitzer der Kern echter Kultur. Zu oberflächlich war die Ethik um die letzte Jahrhundertwende vor dem ersten Weltkrieg, ohne Wurzeln, ohne Leben. Man glaubte sich fortschrittlich. Aber der Fehler war, dass man fortschrittlich sein wollte, und doch nicht mehr wirklich den Menschen und die Welt ethisch vervollkommnen wollte. Und genauso erlebe ich manchmal unsere Kultur der Gegenwart: verwahrlost. Ohne tiefere Ethik.

Aber warum ist das so?

Gemeinschaften gab es seit Beginn der Zeit. Manche leben, blühen auf, andere zerbrechen. Wenn sie nicht von feindlichen Kriegern überrannt wurden, gingen Kulturen daran zugrunde, dass ihnen die ursprüngliche Ethik abhanden kam bei allem äusserlichen Glanz. Den Griechen ging es so, frei, mutig, demokratisch, hatten sie den unschätzbaren Wert des Einzelnen erkannt. Dann verrohten sie in internen Kriegen. Ihnen war die Ehrfurcht vor dem Leben abhanden gekommen. Vor dem eigenen und dem der Anderen.

Unsere Gefahr ist anders. Im Sharehaus Refugio übten wir als Gemeinschaft gemeinsame Ethik und Werte in workshops, wir sprachen über sie, einigen uns, und ich fand, wir versuchten sie jeden Tag zu leben. Es dauerte, aber die Gemeinschaft wurde tiefer und es gelang etwas Ungewöhnliches: Statt nur zur eigenen Kultur zu driften oder mit ähnlich Sozialisierten sich zu befreunden, war da eine echte Neugier und ein Lernen vom Anderen. Das Refugio wurde übergeben und wir merkten schnell, Gemeinschaftskultur kann erlöschen, wenn man sie nicht täglich übt. Und die Übung braucht Anleitung.

Ich staune dass Albert Schweitzer im Elsass alle Ehre aufgab als angesehener Musiker, Gelehrter, Geistlicher zur arbeiten, um im Urwald denen zu dienen, die krank waren. Aber er war nur konsequent als Christ, denn dieses gute Leben ist ein Ringen:

Wir wissen, dass wir alle mit den Verhältnissen um unser Menschentum zu ringen haben und Sorge tragen müssen, den fast aussichtslosen Kampf, den viele in ungünstigen sozialen Verhältnissen um ihr Menschentum führen, wieder zu einem aussichtsvollen zu gestalten.”

Absolut aktuell.

In den USA, las ich, kann jeder 5te seine Miete nicht mehr bezahlen kann. Ganz gewöhnliche Familien landen auf der Strasse. Die gelebte Ethik im kapitalistischen Fortschritt ging schon lange verloren. Die 80er brachten den Neoliberalismus, im Grunde freiheitsbejahend, aber letztendlich sorglos gegenüber dem Leben anderer.

Gier wurde schick, Egoismus war angesagt, und all das brachte Elend. Nationalismus ist eine Antwort drauf, erfundene Werte wie “Weisse Überlegenheit” sind wieder denkbar, weil die gemeinsamen gelebten Werte, die Ethik verlorenging und manche sie durch einfache, grobgeschnitzte, ersetzen will. (Sehr gute Lektüre in The Atlantic: The Making of an American Nazi)

Den unethischen Visionen der Nationalisten und Autokraten müssen wir etwas entgegensetzen, damit die Verführer keine Macht haben. Oft ganz einfach, wenn Nachbarn füreinander da sind, sich kennenlernen und offen und mit neugierigem Respekt miteinander gestritten werden kann. Wenn man eine gemeinsame Ethik lebt, für die man auch einsteht. Vor allem, wenn man eine Welt- und Lebensbejahung für alle teilt.

Viele Einwanderer erleben Deutschland, auch Europa, als grundsätzlich gut, aber in der Gemeinschaft und Nachbarschaftlichkeit, und in der Durchsetzung der Werte schwach. Eine gute Warnung. Und die geflohenen Menschen, die ich befreundete, können uns helfen wieder zu verstehen, wie die Gesellschaft auf dem Level der Gemeinschaft, der Nachbarschaft zu leben beginnt. Sie bringen dieses Wissen mit.

Ist doch klar: Wir dürfen mediterraner miteinander teilen, reden, leben, singen, tanzen, lachen, gastfreundlicher sein. Was wir mediterranen Kulturen voraus haben ist Ehrenamt, also Anderen, einer guten Sache ganz selbstlos dienen, während in vielen anderen Kulturen ausserhalb der eigenen, erweiterten Familie kein soziales Pflichtbewusstsein da ist.

Beides zusammenbringen: Herzliche, familiäre Nachbarschaft und füreinander Sorgen, und eine Selbstlosigkeit denen gegenüber, die am Rand der Gesellschaft verloren gehen können. Das ist Ehrfurcht vor dem Leben, eine, die einen selbst auch erfüllt. Und ist man selbst erfüllt, lebt man auch gelassener und muss andere nicht verantwortlich machen für die eigenen Probleme. Das ist wahrer Reichtum.

Praktische Umsetzung:

Persönlich durch regelmässige Meditation erden, dann ähnlich wie in der griechischen Antike in Demokratrieclubs 1-2mal im Monat  für 1-3 Stunden diskutieren, in Runden zu 5-60 Menschen. An öffentlichen Orten, in der Nachbarschaft, in Hausgemeinschaften, am besten im Kiez. Austauschen, jeden anhören mit Ängsten oder Wünschen, Nachfragen, und eine gute Streitkultur des gegenseitig Lernens entwickeln. Soll reihum moderiert werden von jung und alt, neu und alteingesessen.

Also nicht Talkshows, nicht politische Vertreter oder Redenschwinger und keine Meinung, die halt so ist, sondern Erfahrung und Wünsche teilen, gute Argumente, Lernen, alle Fragen zulassen. Solche Debattier-und Frageclubs angeleitet und moderiert mit klaren ethisch relevanten Themen, die vorher festgelegt wurden. Pflichtprogramm für Politiker zum Mithören.

Wir haben ein großes, kaum genutztes Potential voneinander zu lernen. Woran es uns mangelt, ist die Übung und die gemeinsamen Werte auch durchzusetzen, vor allem die unverhandelbaren wie Rede- und Religionsfreiheit, Gleichstellung, die unantastbare Würde des Menschen. Immigranten und die sich ausgeschlossen fühlen, schaffen oft Ghettos ihrer Kultur, in denen plötzlich eigene Gesetze gelten. Ob Ehrenmorde, Islamismus oder Angriffe auf Flüchtlingsheime, die Gesellschaft ist nur so stark wie sie ihre Ethik und ihre Werte verteidigt. Und am Ende sind es nur ganz wenige, die wirklich zerstören wollen, der Rest zieht meist nur mit, weil sie eine Leere empfinden, wo eine starke Gemeinschaft sein sollte, in der alle gehört werden.

Ich bin Optimist. Wir müssen nur täglich und rechtzeitig was tun. Unser ganze Panikgesellschaft, die jeden ständig irgendwo arbeiten sehen will, um Selbstwert zu generieren, braucht einfach Zeit für Kultur, Gespräche, Zuhören. Und Humor. Im Refugio haben wir eine neue Kultur begonnen miteinander zu leben, nicht nur Ankommer und Einheimische. Wir habe uns Zeit genommen zusammen zu kochen, zu essen, zu weinen und offen über wichtige Herzensdinge zu sprechen wie Frieden, Respekt, Liebe, Gemeinschaft. Wir haben es oft geschafft, dass jeder aussprechen kann, was ihn oder sie bewegt und kein Gefängnis der eigenen Gefühle und Gedanken entsteht.

Schweitzer war auch optimistisch: “Aus dem Denken kommender, vertiefter ethischer Fortschrittswille wird uns also aus der Unkultur und ihrem Elend zur wahren Kultur zurückführen. Früher oder später muß die wahre endgültige Renaissance anbrechen, die der Welt den Frieden bringt!” Yes! Albert Schweitzer nannte es Denken, ich würde Denken, Hören, Fühlen nennen. Der Wahrheit horchen und dem alles verbindenden Geist, göttlich und menschlich. Dem war auch Albert Schweitzer Zeit seines Lebens verbunden

Sven Lager aus dem Sharehaus-Lab

Nächste Folge: Interview mit Andreas Schlamm

IMG_9795

Themen der nächsten Forschungsblogs:

Lebendige Beziehungen, persönliche Lebensaufgabe finden, Rhythmen der Gemeinschaft, Absichtliche und unabsichtliche Spritualität, Absurde und erfolgreiche Gemeinschaften, Was kann Demokratie?, Dienen und Selbstbestimmung, Gegenseitige Integration, Wahrer Friede, Was Arbeit kann, …

*Forschung und Interviews sollen auch mit der Zeit auf Englisch erscheinen, wie alle unsere Veröffentlichungen.

Hier beginnt der neue Blog des Sharehaus-Labs.

bow low, jump high

 

fullsizeoutput_3941

 

joy is born

when I die

fresh chestnuts in a park

 

when losing all

what then remains

a colourful rock to pray

 

pride was bright

then weakness came

my lilies in the field

 

new colours

dripping from my hand

the sky a deeper shine

 

now a camel bows

through the lowest gate

a love song in the streets

 

the mighty whale, you know

dives deep and breathes

above, to jump with joy

 

After such an intense season of building I experience a new peace in looking, listening, learning. And rediscovering new depths of art. Love and art, song, pain and beauty, they are interwoven. The kingdom we speak of, this heaven on earth, is more than ever one sung, painted, written, performed by artists and in community. Art is part of a mysticism that can lead us to deepest joy in the everyday. This one is for all the artist with a lovesong in their heart.

IMG_8549

Nach so einer intensiven Zeit des Aufbauens erlebe ich einen neuen Frieden beim Zusehen, Zuhören, Lernen. Und beim Wiederentdecken neuer Tiefen in der Kunst. Liebe und Kunst, Schmerz, Gesang und Schönheit sind ineinander verwoben. Das Königreich, dieser Himmel auf Erden, ist mehr als je zuvor einer, der von Künstlern in Gemeinschaft gesungen, gemalt, geschrieben und aufgeführt wird. Eine Mystik, die uns in tiefste Freude jeden Tag führt. Das hier ist für alle Künstler mit einem Liebeslied im Herzen.

 

Freude lebt auf

wenn ich sterbe

frische Kastanien im Park

 

Wenn alles vergeht

was bleibt

ein bunter Fels fürs Gebet

 

Stolz schien helle

die Schwäche kam

meine schönen Blumen im Feld

 

Neue Farben

fliessen aus meiner Hand

der Himmel hat tiefren Schimmer

 

Das Kamel beugt sich tief

durch das niedrigste Tor

ein Liebeslied schwebt durch die Gassen

 

Der mächtige Wal, ja der!

taucht tief und atmet

ganz oben, für seine Freudensprünge

 

 

 

fullsizeoutput_3945

haiku my love

IMG_7472

 

 

 

 

 

 

 

my sun
darkened by moon
death came in a truck

our love
is under fire
when beauty is slain

revenge
burns the seed
planted for heaven

but flowers
bring strength
say no with love

as refugees
we came
give me your hand

peace
is a work of many
unity divine

let your gentleness
be known to all
God is with us

 

Sometimes bored with long blogs I rediscovered Haikus. Japanese art knows how to keep it short and deep. Everything Sharehaus should be simple. This is my three page blog condensed in 7 Haikus. * Oft gelangweilt von zu langen Blogs kamen mir wieder Haikus in den Sinn. Japanische Kunst kann knapp und doch tief. Alles Sharehaus sollte einfach sein. Hier sind 3 Seiten meines Blogs verkürzt in 7 Haikus.

 

meine sonne
verdunkelt vom mond
der tod kam im laster

unsere liebe
steht in flammen
wenn schönheit stirbt

rache
verbrennt die samen
für den himmel gepflanzt

blumen sind stärke
nein zu sagen
in liebe

friede ist
die arbeit vieler
göttliche einheit

zeigt eure sanftheit
allen menschen
Gott ist mit euch

 

IMG_7001

 

Mein Freund

engl. below

Mein Freund

Es ist warm und ich streiche die Fensterrahmen unseres knallroten Sommerhauses himmelblau als der junge Fuchs erscheint. Flauschiges Fell, schüchterner Blick, schleicht er durch den Garten auf der Suche nach Essen. Na mein Freund, sage ich und er schaut misstrauisch und doch neugierig. Er erinnert mich an unseren Ridgeback in Südafrika. Anton hatte ihn Jet getauft, weil er so schnell rennen konnte. Jet war ein echter Freund.

Jet war mir treu sein Leben lang, über 10 Jahre. Auch wenn ich mal nicht gut zu ihm war. Er war schön, verrückt und wild, sprang über jede Mauer und grinste, wenn er hechelte. Und er war furchtlos. Jet der Löwenjäger. Er starb alt und weise nachdem er im Naturreservat am wilden Meer in Afrikas Süden seinen letzten Spaziergang gemacht hatte. Und dabei wurde er in den letzten Schlaf gestreichelt von den Kindern unserer besten Freunde Andy und Joan. Lange musste ich weinen damals. Ich hatte einen echten Freund verloren.

IMG_6227

Oft frage ich mich, was macht eine gute Freundschaft aus? Über die Jahre habe ich mich oft befreundet wie vor kurzem, als mir einer, dem ich vertraute, den Teppich unter den Füssen wegzog und als ich am Boden lag, noch nachtrat. Gerade war er noch ein so interessanter und mir wichtiger Mensch, plötzlich ein echter Depp, der mir das Leben schwer machte. Warum? Hatte ich was übersehen?

Uwe ist ein guter Freund. Neulich hat er mir wieder ein Taschenmesser geschenkt und ich werde mich mit einem Erdbeereisbecher revanchieren. Er will immer wissen wie es uns geht und was ansteht. Er kümmert sich um uns. Freunde sind ihm wichtig. Er wurde von der Stasi gefoltert und hat Jahre auf der Strasse gelebt, von da hat er einen sehr guten Blick auf die Falschen Fuffziger, die Idioten und Pappnasen und Täuscher, auf die ich eher reinfalle. Uwe ist ein so guter Freund, dass er mir schon oft die Freundschaft gekündigt hat um mir zu zeigen, wie sehr wir befreundet sind.

Als ich 30 war, gab mir endlich mal jemand den guten Ratschlag: “Freunde sind Menschen, mit denen du dich wohl fühlst und aufgehoben.” Aha. Ach so! … echt? Wie radikal und einfach! Mit denen ich mich wohlfühle und aufgehoben! Ich war echt baff.

Ich hatte mein Leben lang Freunde gehabt, mit denen war es lustig, geistreich, unterhaltsam gewesen, aber ich fühlte mich oft schäbig mit ihnen, nicht gut genug, oder viel zu gut. Konkurrenz, Abhängigkeit, Neid, falsche Bewunderung waren dabei gewesen, wie leichter Schimmelgeschmack im Kuchen. Zweckfreundschaften waren das, am Ende musste ich die Reste enttäuscht ausspucken. Der Nachgeschmack blieb für eine ganze Zeit. Erst Monate, Jahre später, konnte ich darüber lachen.

Einer tobte in unserem Garten, weil er sich angeblich wegen uns mit Faxpapier den Hintern abwischen musste. Der andere umarmte mich herzlich und schrieb mir am gleichen Tag böse Briefe. Einer kündigte mir die junge Freundschaft weil er angeblich umsonst für mich einen ganzen Tag lang geputzt hatte. Crazy. Ich war auch schlimm, meinem besten Freund nach der Schule versuchte ich die Freundin auszuspannen. Nicht lustig.

IMG_6207

Was ist gute Freundschaft? Was ist das gute Leben? Was gute Arbeit? Was macht Freude? Das fragen ich und Elke uns seit Jahren.

Neulich entdeckte ich wieder Epikur in der School of Life des Schweizer Philosophen Alain de Botton. Epikurs Antwort auf diese ewig gleichen Fragen waren Gemeinschaftshäuser. Häuser, in denen Freunde zusammenlebten, jeder etwas einfaches arbeitete, das meist wenig einbrachte aber positiv war, schön und einfach. Und jeder hatte Zeit zu lesen, zu träumen, nachzudenken. Tausende Menschen haben so friedlich, reich und inspiriert gelebt nach Epikurs Modell, während die Welt sich wild und wirr weiterdrehte.

Ich träume von vielen solchen Sharehäusern, auch wenn sie gar nicht so heissen. Weil ich rund um die Welt schöne Menschen kennenlernen will, die in Freude und Lust zusammenleben und arbeiten. Zu diesen Sharehäusern gehören gute Freundschaften. Vertrauen. Respekt. Echte Neugier aufeinander.

Freundschaften können auch respektvoll und mit Abstand sein, denn Freundschaft hat weniger mit Intensität, sondern mit Wertschätzung zu tun. Die muss man geben, und die muss man annehmen können. Zuviel Wertschätzung löst Krämpfe in mir aus, ich bin sie nicht gewohnt. Dafür ermutige ich andere immer gerne, aber dafür muss ich genau hinsehen und hinhören, wenn ich es ernst meine. Nichts schlimmer als falsche Bewunderung. Freund sein ist eine Kunst. Und eine Entscheidung. Wie die Liebe.

Also was tun? Erfüllt mit echten Freunden leben und arbeiten klingt easy, aber dafür muss man die falschen Freunde verlassen, sie fernhalten. Uwe hat den Riecher, ich oft nicht. Falsche Freunde sind nicht falsche Menschen, sie sind alle kostbar. Nur passen wir nicht zusammen. die Chemie stimmt nicht, oder besser: die gegenseitige Wertschätzung.

Zur gleichen Zeit als ich von einem neuen aber dann doch falschen Freund bitter enttäuscht und auch wochenlang verunsichert wurde, merkte ich, wie ich mit dem Sharehaus im und ums Refugio viele neue Freunde gefunden hatte, die immer an meiner Seite waren. Ich hatte mehr echte Freunde als je zuvor. Neugierige, treue, großzügige Menschen. Freundschaften, die stetig und langsam in der uralten Tradition des schlichten, lebensfreudigen Klosterlebens epikureischer Dimension im Refugio entstanden sind.

IMG_6114

Irgendwas müssen wir richtig gemacht haben. Manche der Extrovertierten wie ich waren im Refugio öfter enttäuscht, dass nicht mehr Konfetti da war und der Soundtrack der Gemeinschaft nicht herzlich genug. Wir wollten laute und sichtbare Gemeinschaft und großartige Freundschaften! Dabei entwickeln sich Freundschaft und Gemeinschaft ganz zart. Das merkte man an den Schüchternen und Zurückgezogenen im Refugio, die sich erst klein fühlten und verloren, und dann aufblühten in der steten Liebe der Gemeinschaft, die nicht perfekt, aber verlässlich war. Familie. Manche waren enttäuscht von ihrer Vorstellung, andere fanden tatsächlich eine neue Familie.

Irgendwann im Bruch des Übergangs konnte sich die Hausgemeinschaft im Refugio zwei Monate nach unserem Auszug endlich verabschieden von uns. Wir wurden herzlich umarmt und befragt. Was machst du? Wie gehts weiter? Wie gehts deiner Mutter? Was schreibst du? Und plötzlich war es kein Abschied mehr, sondern einfach eine Wegetappe zusammen, weil wir uns weiter aneinander freuen und uns wohl gemeinsam fühlen.

Und was mich wieder überraschte: Die meisten, die als unsere Familie kamen, um mit uns zu feiern, waren die Menschen, die nach Deutschland geflohen waren. Einige aus dem Haus konnten nicht, wenige aus dem Haus kamen auch einfach nicht weil sie keinen Bock hatten. Es passte nicht. In guten wie in schlechten Zeiten.

Das war eine große Ernüchterung in meiner Refugiozeit. Es gibt viele großartige Menschen, die sich gegenseitig bereichern, aber auch welche, die diese wichtige Neugier aufeinander nicht haben die gesättigt sind, aber nicht unbedingt satt.  Die keinen Platz haben für den Nachbarn. Kein Platz für Gott als Nachbarn. Warum?

IMG_6244

Viele Menschen leben als Monaden, Welten für sich. Sie fürchten sich vor dem Aussen und ich kann sie verstehen, ich will auch manchmal meine Ruhe. Andererseits, diese Spießer haben mich aber schon früher rasend gemacht durch ihren inneren Stillstand. Im Refugio waren es eher die Einheimischen, die stagnierten. Und auf der Suche nach neuen Sharehäusern sind es auch erstaunlich oft Religionsgemeinschaften, Altlinke und Immigranten in 2 oder 3. Generation, die sich auf Geflüchtete und den Reichtum der Anderen, der Fremden, nicht einlassen wollten, weil sie sich bedroht fühlen.

Dabei ist es aus meiner Erfahrung ganz einfach. Ob wir wollen oder nicht, wir sind Teil des kosmischen, gesellschaftlichen, menschlichen Ganzen, im Guten wie im Schlechten. Eine Pflanze, die sich nicht den Jahreszeiten und  der organischen Gemeinschaft des Gartens stellt, nicht Schatten teilt und keine Nährstoffe von anderen braucht, die keine Schöpferkraft in sich anerkennt und brauchen will, wird vertrocknen müssen. 

Das ist die Wurzel zu der wir gehen müssen. Wir brauchen einander. Als ich umarmt wurde von meiner Sharehausfamilie, überhaupt immer wenn wir uns texten, sehen, reden, zusammen essen, lachen und weinen, begreife ich wie sehr wir uns brauchen, wieviel Sehnsucht wir haben nach Gemeinschaft, nach Freundschaft, die über Jahre in Gemeinschaft gewachsen ist. Jesus war am meisten frustriert mit den Saturierten, weil sie in einer endlichen, falschen Sicherheit lebten, dem sichern Tod, während er Leben brachte, erfrischend Neues, auf das man sich einlassen musste.

Das griechische Agape beschreibt die tiefere Freundschaft, die weit über gemeinsame Interessen hinausgeht. Agape ist die liebende Freundschaft, die Gott uns lehren will. Er gab sein Leben für uns. Das ist der wahre Masstab für die Liebe, deren Herz nicht nur Begehren, Leiden oder Sehnsucht ist, sondern und vor allem Freundschaft. Und so wie die Liebe in ihrem Wesen ein Entschluss ist und eine göttliche Kraft, ist auch die Freundschaft etwas stetiges, größer als die Wirren unserer Welt. Sie ist ein Reichtum, wenn man sie wagt.

In dieser schwierigen Zeit, in der manche Tage scheinbar ohne Grund düster und sinnlos schienen, war ich nicht allein. Die für die ich da war in ihren schweren Zeiten, waren und sind für mich da. Ich habe wie nie sonst bevor Gott mistraut, obwohl wir Freunde sind. Aber er war und ist immer da, wenn ich nur tief genug in den stillen Birkenwald meiner Einsamkeit gehe.

IMG_5938

Freunde sind für einander da, sagt Uwe. Und: Freundschaft muss gepflegt werden. Warum hast du mich denn nicht angerufen, als es dir schlecht ging, fragt er. Da hat er recht. Freundschaft muss ich lernen und ich hoffe mein Leben ist lang genug, das Geheimnis der göttlichen und menschlichen Freundschaft auszuloten und zu erleben. Wenn ich und meine Freunde weltweit Sharehäuser ermöglichen wollen, müssen wir lernen, was echte Gemeinschaftshäuser wirklich ausmacht.

Ein Gebet, das schon oft geholfen hat: Schöner Gott, halte die Menschen heute von mir fern, die für mich nicht gut sind und denen ich nicht guttue, und lass mich Platz machen für die, mit denen du mein Leben bereicherst.

Falsche Freunde: Herzlicher Arschtritt und raus. Echte Freunde: Danke euch zutiefst ihr Goldenen!

My friend

It’s hot and I am painting the sky blue window frames of our bright red summer house when the young fox appears. Fluffy fur, shy look, he is sneaking through the garden in search of food. Well, my friend, I say, and he looks curious but suspicious. He reminds me of our Ridgeback in South Africa. Anton had named him Jet because he could run so fast. Jet was a real friend.

Jet was loyal to me all his life, over 10 years. Even when I was not good to him. He was beautiful, crazy and wild, jumped over every wall, and grinned when he was panting. And he was fearless. Jet the lion hunter. He died old and wise after he had done his last run in the nature reserve at the wild sea in South Africa. And he was caressed into his last sleep by the children of our best friends Andy and Joan. For a long time I had to cry. I had lost a real friend.

IMG_6226

I often wonder what makes a good friendship? Over the years, I’ve often befriended people and experienced failure, as recently when someone I trusted pulled the rug under my feet, and when I was down couldn’t stop mistreating me. He had been inspiring and important to me, and suddenly he was a real bully that made my life difficult.

Why? Had I not seen it coming?

Uwe is a good friend. Recently he gave me another pocketknife and I will honour that with a strawberry ice cream cup for him. Uwe always wants to know how we are and what we are doing. He takes care of us. Friends are important to him. He was tortured by the East German secret police, the Stasi, and lived for years on the street. He has learned how to spot the counterfeit friends, the idiots and pretenders and deceivers I often do not see. Uwe is such a good friend that he has ended our friendship many times to show me how much we are friends.

When I was 30, someone finally gave me some good advice: “Friends are people with whom you feel comfortable and honoured.” Ha!… really? How radical and easy! With whom I feel comfortable and cared for! I was baffled.

I had befriended people all my life with whom it was fun, entertaining, enriching, but I often felt shabby with them, not good enough, or way too good. Competition, dependency, envy, false admiration had been in the way, like a light moldy taste in the cake. At the end I had to spit out the rest, the bad aftertaste stayed on for a long time. Only months, years later, I could laugh about it.

One these false friends was throwing a tantrum in our garden, because he had to wipe his butt with fax paper. The other hugged me warmly just to write me accusing letters the same day. One cancelled our young friendship because he claimed he cleaned his apartment just for me. Crazy. I also was a bad friend sometimes. I fell in love with my best friends girl friend and started an affair. Not funny. I never apologised to him.

IMG_6204

What is a good friendship? What is the a good life? What is good work? What brings real joy? Elke and me are asking this questions for years now.

Recently we discovered Epicur again in the School of Life of the Swiss philosopher Alain de Botton. Epicure’s answer to these ever-the-same questions were community houses. Houses where friends lived together, everyone worked something, which brought in little but work was positive, beautiful and simple. And everyone had time to read, to dream, to think. Thousands of people have lived liked that since then, peacefully, rich and inspired with Epicure’s model of community, while the world outside went on wild and confused.

I dream of many such Sharehauses, even if they are not called that. Because I want to get to know beautiful people around the world who live and work together in joy and pleasure. These Sharehauses are built on good friendships. Trust. Respect. Real curiosity.

Friendships can also be respectful and with some distance, because friendship has less to do with intensity but with appreciation. You have to have it for others, and you have to to be able to accept it. Oh my! Too much appreciation makes me cringe, I am not used to it. I love to encourage others, but I have to listen carefully to them if I’m serious. Nothing worse than false admiration and encouragement. Being a friend is an art. And a decision. Same with love.

So how does it work? Living with really good friends and working together sounds easy, but you have to get rid of the wrong friends. Uwe can spot them, I often can’t it seems. False friends are not false people, they are all precious. We just do not fit together. The chemistry is wrong, or better: the mutual appreciation.

 At the same time, when I was bitterly disappointed by a new and false friend, which unsettled me for weeks, I realised how I had found many new friends around the Sharehaus Refugio who were always at my side. I had made more real friends than ever before, I had made friends with curious, faithful, generous people. Those friendships had emerged steadily and slowly in the old tradition of the simple, life-loving monastic lifestyle of an epicurean dimension at the Sharehaus.

We must have done something right. Some of the extroverts like me were often disappointed at the Refugio. We wanted more confetti, the soundtrack of the community was not loud enough for us. But friendship and community growth needs time. The timid and reclusive people at the Refugio, who often felt insignificant and lost, flourished in the constant love of the community, which was not perfect but reliable.

IMG_6116

Family. Some were disappointed by their idea, others actually found a new family.

At some point after the harsh transition to Refugio without Sharehaus and without us, the house community finally released us with a party, two months after us having to move out. We were hugged. How are you doing? What’s next? How is your mother? What are you writing? And suddenly it was no longer a farewell, but simply a continuing of being woven together, because we felt good together, appreciated.

What surprised me again: Most of those who came to celebrate with us as our family were the people who had fled to Germany. Some from the house could not attend, but a few just didn’t care. It did not suit them. They were absent. In good and bad times.

This was a great disillusionment in my Refugio time. There are many great people who are enriching each other, but there are a few without this most important curiosity for others. They are saturated but not necessarily full. They have no place or interest for their neighbours. No place for God as their neighbours. Why?

20140723-110041.jpg

Many people live as Monads, in worlds for themselves. They are afraid of the outside and I can understand them. I also sometimes want my peace and peace. On the other hand, these boring and square people have frustrated me all my life with their inner stagnation. 

Around the Refugio and when looking for new possible Sharehauses it were rather the locals who were stagnant, and surprisingly sometimes faith communities, older activists of the left, and immigrants of the 2nd or 3rd generation, who wanted to not be disturbed by the challenge having to embrace the wealth and diversity working and living with refugees. They didn’t want their monads to be disturbed.

In the end we have no choice. Whether we like it or not, we are part of the cosmic, social, human whole, in good and in bad times. A plant which does not embrace the changing seasons and the organic community of the garden, which does not share shade and does not need any nutrients from others, a plant that is not aware of a higher creative power that makes it grow, will have to dry up.

This is the root find back to: We need each other. When I was hugged warmly by my Sharehaus family and every time when text, see each others, talk, eat together, laugh and cry, I understand how much we need each other, how much yearning we all have for true community, and for friendship that is growing over the years.

Jesus was most frustrated with the saturated of his time because they lived in a finite, false security, heading for death, while he brought life, refreshing newness that one had to get involved in to enjoy.

IMG_6030

The Greek word agape describes the deeper friendship, which goes far beyond common interests. Agape is the loving friendship that God wants to teach us. He gave his life for us. This is the true scope of love: not only desire, suffering, or longing, but friendship. And just as love is in its essence a decision and a divine power, friendship is also something steadier, bigger than the confusion of our world. It is a wealth to share. If you dare.

I was not alone in this difficult time, when some days seemed hopelessly grim and pointless. Those for whom I was there in their hard times, were and are here for me. And I have mistrusted God, as I have never done before, even though we are friends. But he was and is always there when I travel deep enough into the quiet birch forest of my solitude.

Friends are there for each other, Uwe says. And: friendship must be nurtured. Why did you not call me when you were feeling low, he asked me. He is right. I need to learn friendship and I hope my life is long enough to explore the mystery of divine and human friendship. If me and my friends want to help create Sharehauses around the world, we need to learn how real community houses work. Which friendships they are built on.

A prayer that has often helped me: Good God, keep the all people away from me today who are not good for me and for whom I am not good, and let me make space for those you are sending to you enrich my life.

False friends: Feel loved and get out. Real friends: Thank you deeply you golden ones!

IMG_20141219_235808